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Samba als Lebensgefühl

Samba als Lebensgefühl

Brasilien - ein faszinierendes Land

Samba als Lebensgefühl

Der Hauptstadt fällt dabei eine sehr große Bedeutung zu. Sonne, ewig langer Strand, pulsierendes Leben. Und natürlich der Samba. Man sagt zu Recht, dass Samba, vor allem in Rio de Janeiro, auch eine faszinierende Lebensphilosophie ist. Dies kommt ganz besonders während des Karnevals in Rio de Janeiro zum Ausdruck.

Mit Samba ist Lebenslust verbunden, begeisterte Menschen, die zum Mittanzen animieren. Man spürt sofort, dass Samba in den Menschen angelegt ist, im Blut pulsiert und gleichzeitig jeden mitzieht, der in die Nähe der getanzten und mitreißenden Samba-Rhythmen kommt, nicht nur in der Hauptstadt Rio de Janeiro. Es ist unmöglich sich all diesem zu entziehen. Man muss einmal im Leben in Rio de Janeiro gewesen sein, den Samba selbst mit getanzt und gespürt haben, es bleibt immer ein unvergessliches Erlebnis.

Ursprung des Samba

Der Samba ist eine der bedeutendsten afrobrasilianischen Musiküberlieferungen, wird aber auch den latein- und nordamerikanischen Tänzen zugeordnet. Der afrikanische Ursprung des Samba stellt für die Brasilianer eine traditionelle Bedeutung dar. Er besitzt neben dem Capoeira, einem brasilianischen Kampftanz und dem Candomblé eine große und tiefgehende Tradition. Das Wort Samba stammt Überlieferungen zufolge zum einen der Tanzaufforderung mit Händeklatschen und findet seinen Ursprung auch im angolanischen Sprachgebiet und im Kongo. Andere Quellen sprechen von der Entstehung des Samba in Brasilien im 19. Jahrhundert. Seit 1924 ist der Samba auch in Europa verbreitet, seit 1959 im Turniertanz etabliert, und in 1963 schaffte er es sogar ins Welttanzprogramm. Bereits während der Versklavung auf Plantagen und Farmen im 19. Jahrhundert und auch heute noch wird Samba als Sprachrohr der ärmeren Bevölkerung genutzt. Mit der Abschaffung der hundertjährigen Versklavung in 1988 entstand für die Brasilianer ein neuer Sound von Salvador da Bahia. Daraus erwuchsen der Samba-Reggae und der von Lebenslust und Lebensfreude inszenierte Straßenkarneval, im besonderen entwickelte sich dadurch für die schwarzen Bevölkerungsschichten ein neues Lebensgefühl. Samba stellt in Brasilien einen Ausdruck kulturellen Widerstands dar, da er in der Zeit, wo die afrikanische Kultur unterdrückt wurde, trotz Verbot überlebte. Hierin ist der beständige Wunsch nach den hohen, ursprünglichen Werten begründet. Die festlichen Umzüge mit den überschäumenden Darstellungen des Samba stellen für die Leute eine Art Selbstverwirklichung dar - einmal für einen Tag Königin oder König zu sein. Bereits die Kinder wachsen mit dieser Tradition auf und für viele ist es eine lebenslange Begleitung. Samba reißt nahezu jeden mit – ob er das nun will oder nicht. Der Gesang erfolgt durch Strophen und Refrain. Eingesetzt werden Saiten- und Schlagwerkinstrumente, auch Blasinstrumente kommen zum Einsatz. Mit Trommeln und Rasseln werden die Sambistas als Gruppe Bateria genannt. Die Vorgänger des Samba sind neben afrikanischen Musikkulturen auch die europäische Polka, Marka genannt. Darin vereinen sich die Habanera aus Kuba und der Maxixe, dem brasilianischen Tango. Doch ist der Samba im Vergleich zu diesen weniger formal, was sich durch den stärkeren Einsatz der Perkussionsinstrumente und einem sich ständig abwechselnden Klang sowie einer ebenfalls sich stets verändernden Intensität in Gesang und Spiel der eingesetzten Musik-Instrumente zeigt.

Sambaschulen in Rio de Janeiro und ihre soziale Bedeutung

Es gibt unzählige Sambaschulen in Brasilien. Schon die Kleinsten wirken an allem mit. Nach dem Karneval ist auch immer vor dem Karneval. Jede Sambaschule möchte natürlich den Titel der besten und schönsten Darstellung für sich gewinnen. Daher arbeiten alle mit, um genau diese Auszeichnung zu erhalten. Der Karneval in Rio de Janeiro wird vom Tourismusbüro der Stadt organisiert in Zusammenarbeit mit der Liga der Sambaschulen, das Escolas de Samba do Rio de Janeiro. Aber auch die übertragenden Fernsehsender sprechen stets ein gewichtiges Wort mit. Es werden Einzelheiten, wie Rhythmus, Choreographie, aber auch die Präsentation und das Zusammenspiel der Gruppe abgestimmt. Die meisten der überaus prächtig kostümierten Könige, Königinnen, Prinzessinnen und Baianas – zu erkennen an den weiten, weißen Trachten - haben das ganze Jahr über unermüdlich gearbeitet, um sich die ausnahmslos fantastischen Kostüme leisten zu können, die sie am legendären Karneval für nur wenige Stunden tragen. Jede Escola de Samba wählt jährlich ein Thema, entsprechend werden dann die Festwagen aufwendig dekoriert und die Kostüme exakt darauf abgestimmt. Die Sambaschule mit der höchsten Bewertung steigt aus der ersten Liga die Grupo Especial auf. Dies ist genau so organisiert wie es im Fußball organisiert ist, also in vier Ligen aufgeteilt. Für die Gewinner gibt es einen Geldpreis. Aber noch wichtiger ist jedoch die Ehre, ein Teil dieser Gruppe zu sein.

Der Karneval in Rio

Der Karneval in Rio de Janeiro beginnt am Freitag vor dem Aschermittwoch. Sonntag und Montag folgt dann der Auftritt aller Sambaschulen. Die Paraden gehören zu den größten Festen der Welt. Jede der sechs Sambaschulen, die an diesen Tagen auftreten, haben ungefähr 5.000 Teilnehmer, aufgeteilt in bis zu 40 Gruppen. Die Tribünen im "Sambódromo" fassen fast 90.000 Schaulustige - dazu kommen noch mehrere Millionen Menschen, die sich verteilt über die ganze Stadt befinden. Der Wettbewerb beginnt abends um 21 Uhr und dauert etwa zehn Stunden - bis zum Sonnenaufgang – ganz Rio de Janeiro ist erfüllt vom Samba. Am Aschermittwoch mittags wird es spannend, da findet die Auswertung der Punktrichter statt, dies wird live in allen Kanälen der Medien, insbesondere des Fernsehens übertragen.

Der soziale Aspekt der Sambaschulen und des Karnevals in Rio

Das ganze Jahr über sind die Sambaschulen mit den Vorbereitungen für das nächste Jahr beschäftigt. Jede einzelne Schule prägt ihren eigenen Stil und hat gleichzeitig eine hohe soziale Funktion für diejenigen, die ihnen angehören. So entstanden durch den Samba und dessen Tradition unzählige soziale Hilfs- und Gemeinschaftsprojekte. Vor allem bei den jungen Menschen - vornehmlich der armen und meist schwarzen Bevölkerung - stellt dies eine große Stütze dar und bewahrt viele davor, in die Kriminalität abzurutschen. Zu den sozialen Programmen gehört auch die Unterstützung von Menschen bei ihren finanziellen Herausforderungen oder in gesundheitlichen Notlagen. Es entstehen durch den Beschäftigungsfaktor Samba viele Möglichkeiten, bei den Vorbereitungen für den nächsten Karneval dabei zu sein und so das wichtige Gefühl des Dazu-Gehörens zu spüren, quasi ein Teil der Gemeinschaft zu sein und vor allem seinen eigenen Anteil am großen Ganzen zu erkennen. Dies ist unerlässlich, um zu verhindern anderem, oft illegalem Tun, den Riegel vorzuschieben. Durch diese Teilhabe erfüllen die Sambaschulen vielfältige soziale Funktionen. Samba gibt es außerdem zu allen Festlichkeiten, nicht nur während der Karnevalszeit und nicht nur in Rio de Janeiro. Er verbindet sich auch mit den religiösen Elementen, es vermischt sich in vielen Bereichen des Lebens.