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Der Zuckerhut von Rio de Janeiro

Blick von Westen auf den Zuckerhut, Zeichnung KaKuJa

Pão de Açucar - der Berg Brasiliens!

Der Zuckerhut von Rio de Janeiro

Wer reinbeißen würde, stößt auf Granit. Die „süße Kopfbedeckung" ist felsenhart. Der Zuckerhut in Rio der Janeiro, Brasilien, ist aus gneishaltigem Granitgestein und etwa 560 Millionen Jahre alt. Des Zuckerhuts Innerstes kristallisierte sich in der Erdkruste zu Granit, einem Plutongestein, benannt nach Pluto, dem Gott der Totenwelt. Der Zuckerhut stieg 395 m aus dem Erdmantel als es noch den Superkontinent Gondwana gab, der erst später in die Kontinente Süd- und Nordamerika, Afrika und Europa auseinander ging.

Der Zuckerhut liegt auf der Halbinsel Urca gleich am westlichen Eingang in die Bucht „Baia de Guanabara". Er ist ein Wahrzeichen von Rio de Janeiro. Atemberaubend sowohl von der Ferne als auch von greifbarer Nähe. Sein Pendant ist der Berg „Corcovado", der Bucklige, ähnlich in der Form wie ein Bruder. Auf diesem Buckel breitet seit 1931 die 30 m hohe und 1.145 Tonnen schwere Christusstatue - „Cristo Redentor" - die Arme aus, als wolle er den "kleineren" Bruder in Rio de Janeiro willkommen heißen.

Der Zucker am Hut – Zuckerhut-Legenden

Auf portugiesisch heißt der Zuckerhut - Pão de Açúcar. Die Form des Felsen gab den Namen. Wer denkt nicht (zumindest in Deutschland) beim Anblick an den Zuckerhut an die Feuerzangenbowle? Zucker liegt den Brasilianern zu Füßen. In der Zuckerrohrproduktion ist Brasilien Weltmeister. 2011/2012 stellten sie 38 Millionen Tonnen Zucker her und verbrauchten das Süße auch: statistisch gesehen, schleckte jeder Brasilianer 64 kg Zucker (2013). In der EU zum Vergleich waren es 38 kg, in den USA 34 kg pro Kopf (nach „de.statista.com").

Zurück zu Zuckerhut und Zuckerbrot: Weder Hut noch Brot? Der Klang des indianischen Namens - etwa "Pau-nd-Acuqua" - es bedeutet "hoch, spitz, solitär" - soll das Wort Pão de Açúcar geformt haben! (gelesen in einer Antwort auf eine gute Frage. Danke cabof!)

Nicht nur zum Namen, auch zur Felsformation gibt es mehrere Interpretationen und Legenden:

  • Manche sehen darin einen Wächter, der einen Stein umarmt. Dieser Wächter ist im katholischen Brasilien Petrus, der den Fels, die Kirche, umarmt.
  • Eine andere Legende beruht auf dem Phänomen, dass die Sonne um 11 Uhr eine Schattensilhouette in die Höhle des Felsens wirft. Diese soll wie der Heilige Ibis aussehen, ein Vogelgesichtiger, der im Alten Ägypten als Inkarnation des Gottes Thot - Gott des Mondes, der Magie, der Weisheit und des Kalenders - verehrt wurde.
  • Wieder eine andere Vorstellung ist, dass die Felsformation eine riesige Liegende ist, die sich aus dem Meer erhebt. Das Kinn ist die Pedra da Gávea, der Körper das Tijuca-Massiv und der Zuckerhut ist der Fuß. Es gibt die Legende, dass die Cariocas, ein Wort aus der Sprache der Tupis, den Ureinwohnern der Gegend um Rio de Janeiro, ein Verbindung zu den alten Ägyptern hatten. Brasilianer, die für den Tourismus arbeiten, mögen den Gedanken: die ersten Touristen kamen aus dem Alten Ägypten. Das spricht für die Beliebtheit der Stadt. Es ist eine Legende. Am Anfang war eh alles beisammen. Erinnern wir uns: Die Felsformationen entstanden, als es noch den Urkontinent Gondwana gab.

Auf den Zuckerhut... steigen

Er galt lange als unbesteigbar. Bis 1817 Henriette Carstairs, englisches Kindermädchen und Bergsteigerin den Berg zum ersten Mal „bezwang". Sie hisste die britische Flagge. Eine Provokation für die damaligen portugiesischen Kolonialherren. Ein Soldat soll einen Tag später den Union-Jack durch die weiße Fahne des Vereinigten Königreiches von Portugal, Brasilien und den Algarven ausgetauscht haben. Die Felswände des Zuckerhuts sind seit vielen Jahren beliebt. Schon zu Beginn des 20. Jahrhunderts gab es Alpinclubs, die sich dem Stein entgegen stemmten. Deutsch-österreichische Bergsteiger erklommen 1972 zum ersten Mal die steile Wand des Zuckerhutes.

Auf den Zuckerhut... gondeln

Doch auch weniger Sportliche reizt es auf den Berg zu steigen. Seit über hundert Jahre gibt es eine freischwebende Seilbahn: „O Bondinho" ist ihr Name! Darin liegt das englische Wort „bond" für die „Anleihe". Der Hintergrund ist, dass der Erbauer der Bahn, Augusto Ramos, viele kleine Anleihen zur Finanzierungssicherung ausgab. Da die Zinsen immer gut waren, blieb der Name für die Bahn erhalten. Die „Companhia Caminho Aéreo Pão de Açúcar" - zu Deutsch „Kompanie Luftweg des Zuckerhuts" - des Brasilianers Ramos, und die deutsche Pohlig AG, gegründet von Julius Pohlig in Köln, bewerkstelligten es, eine freischwebende Bahn von 528 m Länge zu bauen. Anfang des 20. Jahrhunderts war das eine Seltenheit und weil auch noch für touristische Zwecke eine Besonderheit. Schon gar in einem jungen Land wie Brasilien. Ob das mal gut gehen wird, dachten so manche. Ja, es ging gut. Bis heute.

Am 27.10.1912 wurde der erste Abschnitt auf dem Morro da Urca eröffnet, seit 1913 bringt der zweite Abschnitt Begeisterte auf den Felsen. Die erste Gondel war aus Holz und fasste 22 Leute, heute passen in eine Gondel 65 Leute. Durch eine gläserne Gondel sind die Traumstrände der Copacabana, von Ipanema und Leblon zu sehen. Auf der anderen Seite schweift der Blick über die Bucht von Guanabara auf die Stadtviertel Botafogo, Flamengo und Ilha de Governador. Dazwischen erblickt man die Christus-Statue auf dem Corcovado-Berg.

An die 40 Million Menschen haben bisher den Blick genossen, darunter berühmte Leute wie Albert Einstein und John F. Kennedy. Auch Ian Fleming, der Vater der James-Bond-Filme, platzierte seinen Agent 007 auf dem "Pão de Açúcar". In Streifen "Moonraker - Streng geheim" (1979) bewältigt James-Roger Bond-Moore im gewohnt-souvärenen Kampf auf und in, unter und um die Seilbahn herum den Bösewicht mit den stählernen Zähnen (gespielt von Richard Kiel).

Doch eine wirkliche Leidenschaft für den Zuckerhut hat ein Mann namens Giuseppe Pellegrini. Er bestieg den Felsen etwa 3500 mal. Sein Rekord liegt bei neun Minuten, den Fels von unten bis an die Spitze empor zu wieseln. Seine Liebe zum diesem Berg ist auch sein Arbeitsplatz geworden. Seit 50 Jahren arbeitet er am Zuckerhut. Er hat eine Werkstatt auf Morra da Urca, dem Mittelteil des Bergmassivs. Giuseppe Pellegrini ist mittlerweile der Technische Direktor der Seilbahn AG und sorgt dafür, dass heute täglich an die 3600 Menschen die Drahtseilbahn benützen können. (gelesen in der FAZ online. Danke David Klaubert)

Detaillierte Informationen über Seilbahnfahrten auf den Zuckerhut unter: http://www.bondinho.com.br/.