Dilma Rousseff kämpft um ihre Glaubwürdigkeit
Brasiliens Präsidentin
Mit einem denkbar knappen Wahlsieg von drei Prozent hat die amtierende brasilianische Präsidentin die letzten Wahlen im Oktober 2014 für sich entschieden. Jetzt muss sie das Land, das sie selbst gespalten hat, wieder einen.
Brasiliens Präsidentin bekommt eine zweite Chance
Es ist nicht die erste Amtszeit für Dilma Rousseff. Die Politikerin führt schon seit dem 1. Januar 2011 die Amtsgeschäfte des Landes. Brasiliens Präsidentin war und ist umstritten. Der Wahlsieg fiel denkbar knapp aus, lediglich drei Prozent trennten von ihrem Herausforderer Aécio Neves – und das in der Stichwahl. Obwohl in Brasilien Wahlpflicht besteht, haben 30 Prozent die Stimmabgabe boykottiert. Unter dem Strich haben nur 36 Prozent der Wähler Dilma Rousseff zur brasilianischen Präsidentin gemacht. Rückhalt sieht anders aus. Tiefe soziale und regionale Gräben spalten das südamerikanische Land mit seinen 202 Millionen Einwohnern. Die Präsidentin, die meist mit bei ihrem Vornamen Dilma angesprochen wird, hat dem gesamten brasilianischen Volk nach ihrer Wiederwahl versprochen: "Ich will eine viel bessere Präsidentin als bisher sein." Dazu hat sie bis Ende 2018 Zeit.
Brasiliens alte und neue Präsidentin DilmarRousseff – Die Reaktionen
Die Spaltung Brasiliens zeigt sich auch nach der Wahl. Die Reaktionen sind extrem unterschiedlich. Die eine, die noch vor kurzem auf die Straße gegangen sind, um gegen das marode Gesundheitswesen, die katastrophale Bildung und die bedrohliche Sicherheitslage zu demonstrieren, prognostizieren das Chaos. Für die Anhänger „ihrer“ Präsidentin hat das Volk gesiegt. Für die Fans von Dilma ist das Wahlergebnis die Fortsetzung eines Konzeptes, das für Vollbeschäftigung und Wohlstand steht. Die Börsen reagieren auf die Wiederwahl von Dilmar Rousseff ebenfalls. Die Kurse erleiden einen empfindlichen Absturz. Die USA haben verhalten reagiert. Das Verhältnis der beiden Staaten gilt seit 2013 als sehr angespannt. Damals war durch die Snoden-Enthüllungen herausgekommen, dass die NSA die brasilianische Präsidentin abgehört hatten. Außerdem ist den Amerikanern die Brasiliens wirtschaftliche Nähe zu Russland ein Dorn im Auge.
Dilma Rousseff – Politik und Ziele
Brasiliens Präsidentin verfolgte in Ihrer ersten Wahlperiode einen Anti-Korruptionskurs. Im Zuge dessen traten im Jahr 2011 insgesamt sechs Kabinettsmitglieder zurück. Die Politikerin der Arbeiterpartei (PT) hat große Errungenschaften im Bereich der sozialen Inklusion durchgesetzt. Brasilien verfügt über Ministerien für Menschenrechtsfragen, für Frauenrechte und Fragen der Rassengleichheit, die unmittelbar dem Präsidialamt unterstellt sind. Sie kritisierte die von der NSA praktizierte Überwachung und sagte deshalb einen Termin mit Barack Obama ab. In ihrer Rede vor der UN-Vollversammlung klagte sie die USA an, internationales Recht gebrochen zu haben und verlangte von Obama sich zu entschuldigen. Nach ihrer Wiederwahl hat Brasiliens Präsidentin den Schwerpunkt auf die Haushaltskonsolidierung und der Schaffung von Wirtschaftswachstum gelegt. Der Ausbau der Infrastruktur, der Gesundheits- und Bildungssysteme sowie die Stärkung der öffentlichen Sicherheit sind weitere Prioritäten, worauf die Präsidentin setzt. Wichtige Anliegen von Dilma Rousseff ist der Tropenwald- und Klimaschutz um Brasiliens Position in der Welt und Brasiliens globale Verantwortung zu stärken ganz nach dem Motto: Ordnung und Fortschritt
Dilma Rousseff – Das Leben der brasilianischen Präsidentin
Dilma Rousseff wurde 1947 in Belo Horizonte geboren. Ihre Mutter Dilma Jane Silva war Hausfrau, ihr Vater Pedro Rousseff stammt aus Bulgarien. Dort war er aktives Mitglied der Kommunistischen Partei. Im Jahr 1929 floh er nach Frankreich, siedelte dann nach Südamerika um und ließ sich schließlich in Brasilien nieder.
Pedro Rousseff war ein erfolgreicher Anwalt in Brasilien und konnte seiner Tochter in Belo Horizonte, zusammen mit drei weiteren Geschwistern (Igor, Vana und Zana Lúcia ) eine behütete Kindheit bieten. Dilma verbrachte ihre Schulzeit in privaten Klosterschulen. Ihren Schulabschluss machte sie am gemischten staatlichen Gymnasium von Minas Gerais. Hier lernte sie ihren späteren Ehemann Cláudio Galeno kennen.
1967 begann sie an der Universidade Federal de Minas Gerais Volkswirtschaft zu studieren. Frau Rousseff brach Ihr Studium ab und engagierte sich im Widerstand gegen die Militärregierung, die seit 1964 herrschte. Aufgrund dieser Untergrundtätigkeit verbüßte sie eine Haftstrafe und zog im Anschluß nach Porto Alegre. Hier nahm sie ihr Studium an der Universidade Federal do Rio Grande do Sul wieder auf, das sie 1977 abschloss.
Dilma Rousseff arbeitete ein Jahr in einer Organisation des Bundesstaates Rio Grande do Sul. 1978 nahm sie einen Masterstudiengang in Volkswirtschaft an der Universidade Estadual de Campinas auf, den sie genauso wie ihre geplante Promotion nicht abschloß.
Ab Mitte der 80er Jahre war Frau Rousseff in unterschiedlichen politischen Ämtern und bei der FEE (Amt für Wirtschaft und Statistik, Fundação de Economia e Estatística) tätig. 1993 bis 1994 war Dilma Rousseff Ministerin des Bundesstaates für Energie und Kommunikation.
Dilma Rousseff war zweimal verheiratet, erst mit dem Journalisten Cláudio Galeno de Magalhães Linhares, später mit Carlos Franklin Paixão de Araújo. Aus dieser Ehe ging ihre Tochter Paula hervor. 2000 trennte sie sich von ihrem zweiten Ehemann und nahm ihren Geburtsnamen wieder an. 2009 erkrankte Frau Rousseff an Lymphdrüsenkrebs.
Brasilien - Daten und Fakten
- Amtssprache: Portugiesisch
- Hauptstadt: Brasilia
- Staatsform: Bundesrepunblik
- Regierungssystem: Präsidentielle Demokratie
- Staatsoberhaupt: Präsidentin Dilmar Rousseff
- Einwohnerzahl: 203 Millionen
- Bruttoinlandsprodukt: 2.492 Mrd. USD