Cidade Maravilhosa - Der Cityguide
Die Geschichte von Rio de Janeiro
Die Geschichte von Rio de Janeiro (zu deutsch „Januarfluss") beginnt mit den Franzosen. Diese gründeten 1555 auf der dem heutigen Rio vorgelagerten Insel Ilha do Serigipe das Fort Coligny. Dies sollte der Ausgangspunkt für die französische Kolonialisierung (France Antartique) in Südamerika sein.
Zwar war das ein Verstoß gegen die vom Papst 1493 erlassene Bulle, die die neu entdeckte Welt zwischen Spanien und Portugal aufteilte, jedoch interessierte dieses Vorgehen auf ihrem Gebiet die Portugiesen zunächst nicht weiter. Zu dieser Zeit lebten auf dem Festland vor allem Tupi Indianer der Stämme der Tupinambás und Tamoios. Erst im Jahr 1560 erteilte die portugiesische Regierung die Anweisung, die Franzosen zu vertreiben. Innerhalb von drei Tagen wurde das Fort mit Hilfe von 26 Kriegsschiffen und ca. 2000 Soldaten zerstört. Die Überlebenden flohen auf das Festland und wurden 1567 endgültig vertrieben. Vermutlich aufgeschreckt durch die Bemühungen der Franzosen, wurde am 1. März 1565 in der Bucht die Stadt São Sebastião do Rio de Janeiro vom Neffe des Generalgouverneurs Estácio de Sá gegründet.
Es lebten zunächst hauptsächlich Ureinwohner in der Siedlung, das Wachstum jedoch war stetig. Als Rio de Janeiro im Jahr 1680 Hauptstadt der südlichen Regionen Brasiliens wurde, hatte die Stadt bereits 4000 Einwohner und war damit eine der größten Städte auf dem Kontinent. Die Bedeutung wuchs weiter, um 1700 war die Stadt wichtigster Hafen Brasiliens. 1710/11 spielten die Franzosen noch einmal eine wichtige Rolle in der Geschichte Rios. Im September 1710 griff der französische Korsar Jean-Francois Duclerc die Stadt an, der Angriff konnte jedoch abgewehrt werden und viele Franzosen gerieten in Gefangenschaft. Ein Jahr später kam es zu einem erneuten Überfall der Franzosen, diesmal unter der Leitung des Korsaren René Duguay-Trouin. Im September 1711 griff er mit 13 Kriegsschiffen und fast 6.000 Soldaten Rio de Janeiro an und konnte die Stadt auch erobern. Da jedoch portugiesische Truppen von Land aus nachrückten und England (das zu diesem Zeitpunkt ein Verbündeter Portugals war) Kriegsschiffe schickte, verließen die Franzosen die Stadt mit zahlreichen erbeuteten Handelsschiffen, nachdem sie sie gebrandschatzt und die gesamten Jahreseinnahmen der Kolonie Brasilien als Lösegeldzahlung erhalten hatten.
Rio de Janeiro wird Hauptstadt der Kolonie Brasilien
Diese Zerstörungen schadeten dem Wachstum Rios jedoch nicht nachhaltig, 1763 wurde Rio de Janeiro Hauptstadt des Vizekönigreiches Brasilien und löste damit Bahia ab. Ende des 17. Jahrhunderts wurden in der benachbarten Provinz Minas Gerais Gold- und Diamantenvorkommen entdeckt. Dies führte zu einem massiven Ausbau des Hafens von Rio. Zu diesem Zeitpunkt lebten etwa 40.000 Menschen in der Stadt, von denen ein Drittel Sklaven waren. Zwischen 1808 und 1822 war Rio de Janeiro sogar Wohnsitz der portugiesischen Königsfamilie, als diese Aufgrund der Invasion der Napoleonischen Armee aus Europa flüchten musste. Somit war Rio de Janeiro für 14 Jahre die einzige Hauptstadt einer europäischen Weltmacht, die nicht in Europa lag. Dies hatte positive Auswirkungen auf die Entwicklung der Stadt, da viele Einschränkungen, die für portugiesische Kolonien galten, aufgehoben wurden. Das Wirtschaftswachstum und damit die Bevölkerungsentwicklung nahm stark zu, um 1820 hatte Rio de Janeiro ca. 112.000 Einwohner.
Hauptstadt des neuen Staates
Am 7. September 1822, nach der Rückkehr des portugiesischen Hofes ins Mutterland, erklärte sich Brasilien zu einem unabhängigen Kaiserreich mit Pedro I. als erstem Herrscher und Rio de Janeiro wurde zur Hauptstadt des neuen Staates. Neben der wirtschaftlichen Entwicklung des Landes wurde auch besonderes Augenmerk auf die wissenschaftliche und kulturelle Entwicklung der jungen Hauptstadt gelegt. Zahlreiche, vor allem französische Intellektuelle kamen in die Stadt, was Rio de Janeiro den Titel „Paris des Südens" einbrachte. Zahlreiche staatliche Institutionen, Eisenbahnlinien und Banken wurden in diesen Jahren gegründet, die den nachhaltigen Aufschwung der Stadt begleiteten. Man sollte sich jedoch immer vor Augen halten, dass 1820 rund die Hälfte der Bevölkerung Sklaven waren und die soziale Ungleichheit, trotz der formalen Abschaffung der Sklaverei 1888, die Stadt weiter prägte. 1889 wurde Brasilien infolge eines Militärputsches zur Republik und bis 1900 wuchs die Bevölkerung der Hauptstadt auf 810.000 Einwohner. Wirtschaftlich konnte Rio de Janeiro jedoch nicht mit der Entwicklung von Sao Paulo mithalten, das seit dieser Zeit das wirtschaftliche Zentrum Brasiliens bildet. Eine goldene Zeit erlebte Rio de Janeiro zwischen 1920 und 1940. Zahlreiche europäische Einwanderer kamen nach Brasilien, und Rio noch heute prägende Gebäude wurden erbaut, die 30 Meter hohe Christus Statue (Cristo Redentor) errichtet und die Strände Copacabana und Ipanema erlebten mit dem beginnenden Tourismusboom ihre erste Blütezeit.
Verlust des Hauptstadtstatus
1960 verlor Rio den Titel „Hauptstadt" an die unter der Militärjunta aus dem Boden gestampfte Stadt Brasilia, die seitdem Hauptstadt Brasiliens ist. Der Abzug der Regierungsgelder verschärfte die finanziellen Probleme der Stadt, die vor allem in den 80er und 90er Jahren mit Armut und Kriminalität zu kämpfen hatte. Die 1992 in Rio abgehaltene Konferenz der Vereinten Nationen zu Umweltschutz und Entwicklung setzte eine positive Entwicklung in Gang, die durch die Vorbereitungen der sportlichen Großereignisse Fußball Weltmeisterschaft (2014) und Olympische Spiele (2016) noch einmal zusätzlichen Schwung bekam. Auch wenn der formale Status als Hauptstadt verloren gegangen ist, so ist Rio de Janeiro mit seinen derzeit ca. 6,4 Mio. Einwohnern – Cariocas genannt – weiterhin das kulturelle und touristische Zentrum Brasiliens.