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Brasilien: Massenproteste gegen WM und Olympia

Die Proteste der brasilianischen Bevölkerung im Vorfeld der FIFA WM 2014

Brasilien: Massenproteste gegen WM und Olympia

Was zunächst als Unmutsäußerung einiger Studenten gegen Erhöhungen von Fahrpreisen in öffentlichen Verkehrsmitteln begann, breitete sich rapide zu flächendeckenden Protesten gegen die brasilianische Regierung und deren System aus. Der FIFA Confederations Cup 2013, sowie die ein Jahr später stattfindende Fußball-WM boten der Protestbewegung eine breite weltweite Aufmerksamkeit.

Weshalb wurde protestiert?

Der Hauptaufhänger der Massen waren die durch die Durchführung der Fußball-WM in Brasilien entstandenen Kosten. Die Regierung um Präsidentin Dilma Rouseff beschloss hohe Investitionen in den Aus- und Neubau der Stadien sowie in die Infrastruktur. Innerhalb der Bevölkerung regte sich dagegen großer Widerstand, da sehr viele Brasilianer der Meinung waren, dass Geld wäre in wesentlich wichtigeren und nachhaltigeren Projekten besser angelegt gewesen.

Der Ursprung der Proteste

Ihren Beginn nahmen die Proteste im Frühjahr 2013 als in der südbrasilianischen Stadt Porto Alegre die Preise für den Nahverkehr von 2,85 Reais auf 3,05 Reais (etwa 0,90 Euro) erhöht wurden. Jugendliche und Studenten versammelten sich daraufhin zu einem spontanen Protest, bei dem sie eine Straße blockierten. Durch ihren beharrlichen Widerstand erreichten sie jedoch eine Rücknahme der Erhöhung wodurch sie sich landesweit Bekanntheit verschaffen konnten. Als in zahlreichen anderen brasilianischen Städten die Fahrpreise ebenso erhöht wurden, mutierte Porto Alegres Bewegung als Vorbild für weitere Proteste im ganzen Land. Während sich die Parolen und Schilder der Demonstranten zunächst nur auf die Rücknahme der einzelnen Fahrpreiserhöhung abzielten, richtete sich der Volkszorn mit der Zeit immer mehr gegen das ganze System Brasiliens.

Die Forderungen der Demonstranten

Trotz eines bemerkenswerten wirtschaftlichen Aufschwungs Brasiliens war es der Regierung um Präsidentin Dilma Rouseff nicht gelungen, nachhaltige Reformen auf den Weg zu bringen, um insbesondere die unteren Schichten am ökonomischen Erfolg des Landes teilhaben zu lassen. Nach wie vor leben zahlreiche Brasilianer unter oder am Rande des Existenzminimums. Stattdessen jedoch gab die Regierung astronomische Summen aus, um die nötigen Auflagen der FIFA zur Austragung der Weltmeisterschaft zu erfüllen. Invastitionen in das marode Schulsystem wurden übergangen Hinzu kamen Korruptionsaffären, die die Glaubwürdigkeit der politischen Kaste massiv beschädigten. Außerdem wurden die Wirtschaftsdaten schlechter, das Zutrauen in den Aufschwung sank. Der Widerspruch zwischen den Erfolgserzählungen und den Alltagerfahrungen wurde immer größer. Die Fußball-WM wurde Projektionsfläche für all das, was alles schief lief. Die Zahl der Demonstrierenden stieg kontinuierlich an und erreichte im Juni 2013 zur Zeit des Confederation-Cups ihren absoluten Höhepunkt. Am 20.6. waren etwa eine Million Brasilianer in mehr als 100 Städten auf der Straße. Die größte Mobilisierung erfolgte dabei in Rio de Janeiro mit mehr als 300.000 Teilnehmern. Vereinzelt kam es hierbei zu Ausschreitungen mit der Polizei. Als Reaktion auf die Bewegung kündigte Dilma Rouseff daraufhin an, ein Paket für ein „besseres Brasilien“ zu schnüren, in dem mehr Geld in das Verkehrswesen, die Bildung sowie das Medizinsystem fließen solle.

In folgenden Städten fanden die größten Proteste statt

  • Sao Paulo
  • Rio de Janeiro
  • Porto Alegre
  • Salvador