Das brasilianische Junifest
Rio de Janeiro im Winter: Festa Junina
Die festa junina, das Junifest, wird jedes Jahr im brasilianischen Winter gefeiert und ist mittlerweile nach dem Karneval das größte Event im Land.
Wenn es um das Thema Feste und Feierlichkeiten in Brasilien geht, denkt hier wohl jeder zuerst einmal an den Karneval. In der Tat ist diese bunte Party, welche 40 Tage vor Ostern beginnt und von der Tourismusbehörde in Zusammenarbeit mit der Sambaschule Liga Independente das Escolas de Samba do Rio de Janeiro (LIESA) organisiert wird, eine der weltweit größten Feste und lockt jedes Jahr Tausende Besucher nach Rio. Gerade für europäische Urlauber ist Rio de Janeiro im Februar ein beliebtes Reiseziel, entkommt man so doch für ein paar Wochen dem kalten Winter und kann, bei Temperaturen um 28 Grad, in knappen Kostümen das Karnevalsfest begehen anstatt sich in mehrere Schichten zu hüllen, um bei deutschen Umzügen nicht auf der Stelle festzufrieren.
Gründe für einen Winterurlaub in Rio
Doch auch im Südwinter sind die Temperaturen zwischen 19 und 25 Grad so angenehm, dass sich eine Reise in die Cidade Maravilhosa am Zuckerhut lohnt. Außerdem haben die Monate Juni bis August die wenigsten Regentage im Jahr und somit auch eine niedrige Luftfeuchtigkeit als als die Sommermonate. Dieses Wetter eignet sich also bestens für eine Stadterkundung und Ausflüge zu umliegenden Sehenswürdigkeiten. Ein weiterer Vorteil für einen Urlaub zu dieser Jahreszeit sind die günstigeren Flugpreise sowie niedrigere Kosten für die Unterkünfte, die im Winter generell auch weniger überlaufen sind. Und während der Karneval zweifelsohne einen Besuch wert ist, kann Rio de Janeiro auch im Rest des Jahres mit ähnlich ausgelassenen Veranstaltungen punkten, wie beispielsweise der festa junina, dem Junifest.
Wie ist das Junifest entstanden und was wird gefeiert?
Die Brasilianer feiern gerne und viel, und die meisten ihrer Feste haben einen christlichen Hintergrund. So auch die festa junina, ein Folklorefestival, dessen Ursprung in der portugiesischen Kolonialzeit zwischen 1500 und 1822 liegt und das die Verehrung der drei Heiligen „Santo Antônio“ (Sankt Anton) am 13. Juni, „São João“ (Sankt Johannes) am 24. Juni und „São Pedro“ (Sankt Peter) am 29. Juni feiert. Die Feierlichkeiten finden an verschiedenen öffentlichen Orten sowohl in Rio als auch landesweit statt und mit farbenfrohen Kostümen, traditionellen Tänzen und typischen Speisen wird nicht nur der drei Heiligen gedacht, sondern auch das Ende des Sommers und der Beginn der Erntezeit eingeläutet. Da im Juni die Maisernte stattfindet, werden hier verschiedenste süße und herzhafte Speisen aus diesem Getreide zubereitet, beispielsweise pamonha, eine Masse aus zerkleinertem süßem Mais, der mit Kokosflocken gemischt und in Maisblättern gekocht und heiß verzehrt wird, oder canjica, eine Art süßer Maisbrei mit Milch. Lagerfeuer sorgen für eine gemütliche Stimmung und es wird Glühwein getrunken, was bei Temperaturen um die 20 Grad für manchen Deutschen etwas befremdlich sein mag.
Warum sollte man das Junifest besuchen?
Obwohl dieses Fest nach dem Karneval das wichtigste Event der brasilianischen Kultur ist und ausgiebig gefeiert wird, ist es bei (potenziellen) Urlaubern noch wesentlich weniger bekannt. Die festa junina hat jedoch einen einzigartigen Charme und begeistert sowohl Brasilianer als auch diejenigen, die zu dieser Zeit ihren Urlaub in dem südamerikanischen Land verbringen. Des Weiteren ist es eine gute Gelegenheit, weit zurückreichende Traditionen des Landes kennenzulernen und mit Einheimischen ein Fest zu feiern, das (zumindest bisher noch) weniger kommerzialisiert und ursprünglicher ist als der brasilianische Karneval.
Welches die beste Reisezeit nach Rio de Janeiro ist, darüber lässt sich sicherlich diskutieren. Je nach Vorlieben und -haben bietet sich die Winter- oder die Sommerzeit für einen Besuch an. Wer aber sparen, einen weniger touristischen Aufenthalt erleben und das traditionelle Brasilien der Einheimischen kennenlernen möchte, dem sei ein Urlaub an der Copacabana im Südwinter empfohlen.