Olympische Sportstätten auf Kosten der Armen
Schattenseiten der Olympischen Spiele 2016
Die Olympischen Spiele der Neuzeit gibt es seit 1896 und werden alle vier Jahre in einem anderen Land ausgetragen. Die stattfinden Olympischen Spiele haben jeweils zum Ziel, das größte, beste und unvergesslichste Event der Welt zu werden.
Die Herausforderung eines jeden lokalen Organisationskomitees ist die Implementierung, Koordination und Durchführung des komplexesten Sportevents der Welt unter Bedingungen, die an das jeweilige Land angepasst sind. Dies bedeutet, das Olympischen Spiele von Organisationsseite her nicht vergleichbar sind.
Natürlich stellt sich die Frage, ob es auch unter sozialen Aspekten haltbar ist, wenn das Internationale Olympische Komitee (IOK) einem Schwellenland wie Brasilien die Olympischen Spiele zuspricht. Fakt ist - das haben bereits andere Gastgeberländer unter Beweis gestellt-, dass die Ausrichtung von Olympischen Spielen einem Land wirtschaftlich nachhaltig gut tun kann. Die Betonung liegt hier aber auf dem Wort „kann“. Dies bedeutet, dass die Verantwortlichen die ihnen zur Verfügung stehenden Gelder effektiv einsetzen müssen und das notwendige Know-How haben, um optimal zu planen, und um kein budgetäres Desaster zu kreieren. Ein Desaster, bei dem am Ende die Menschen dafür zahlen, die Ärmsten der Armen, die die Olympischen Spiele an erster Stelle garnicht befürworteten.
Rio 2016
Olympische Sportstätten auf Kosten der Armen
Es wurde bereits auch aus Brasilien berichtet, dass Siedlungen in Armengebieten abgerissen oder verlagert wurden, um Bauland für olympische Sportstätten zu schaffen. Dabei werden Menschen aus ihrem gewohnten Umfeld gerissen und entwurzelt. Diese Tatsache isoliert betrachtet ist für die ohnehin schon schwierige soziale Lage Brasiliens ein Rückschritt. Natürlich sprechen die Organisatoren der Olympischen Spiele von Chancen für jedermann, die sich durch die weltweite Aufmerksamkeit und die Verbesserung von Infrastruktur für Brasilien ergeben. Das Problem, welches viele der Organisatoren aber nicht zu sehen scheinen oder die Augen davor schließen, ist, dass in einem Schwellenland wie Brasilien, den untersten Schichten der Gesellschaft das Wissen und die Bildung fehlt, die wirtschafltichen Chancen, die sich als olympisches Gastgeberland nachhaltig ergeben, zu erkennen und zu ergreifen. Diese Chancen scheinen, wie eine unsichtbare Hülle, über der Bildungsschicht des Landes zu liegen. Die Anderen, deren tagtägliche Aufgabe darin besteht zu überleben, sind bei dieser Rechnung außen vor gelassen.
Muss es bei der Ausrichtung von Olympischen Spielen immer Verlierer geben?
Bei einem Projekt in der Größe der Olympischen Spiele wird es in einem Land wie Brasilien immer auch Verlieren geben, da die soziale Struktur des Landes und die Kluft zwischen arm und reich sehr hoch ist. Verlierer sind wie so oft die Menschen, die schon auf die Schattenseite des Lebens hineingeboren wurden; Menschen, die ohnehin schon keinen materiellen Reichtum besitzen. Diese Menschen, denen teilweise ihre Behausungen genommen werden, zahlen einen hohen Preis für die Ungewißheit und für die Hoffnung, dass die Olympischen Spiele ihrem Land nachhaltig gut tun. Natürlich bleibt am Ende nur das Warten, um nach den Spielen Bilanz zu ziehen. Diese Bilanz kann aber dauern, da erst einige Jahre nach den Olympischen Spielen in vielen Sektoren gesehen werden kann, ob die jeweilige Veränderung eingetreten ist, da die Ausrichtung der Olympischen Spiele den Stein ins Rollen gebracht hat, oder andere Faktoren dafür eine Rolle gespielt haben. Die Hoffnung an erfolgreiche Olympische Spiele ist der Nährboden vieler Menschen und hat sich schon in vielen Gastgeberländern bewahrheitet. Dennoch ist es bis zum Schluß ein Pokerspiel und man kann es keinem verübeln, der das Risiko zu hoch und die Schattenseite zu dunkel findet.