Feira Hippie
Weltenbummler-Dasein, welcher heute weit mehr als ein
Insider-Tipp unter den Märkten ist.
Steht eine Reise in die brasilianische Metropole Rio de Janeiro auf dem Urlaubsplan, kommt man nicht umhin, an die Copacabana mit ihrem schneeweißen Strand, den Zuckerhut mit dem weltberühmten Monumento Cristo Redentor und an die lebensfrohen Brasilianer, welche sich selbst "Cariocas" nennen, zu denken. Um möglichst viel der fremden Kultur in sich aufsaugen zu können und seinen Urlaub voll und ganz auszunutzen, besuchen wir die wichtigsten Sehenswürdigkeiten, historischen Plätze und Museen, gehen in angesagte Restaurants und durchstreifen das Nachtleben der Großstädte.
Doch wo befinden sich die Orte, an denen sich Rio trifft und mit den Touristen aller Welt vermischt?
Feira Hippie
Bis heute geprägt von den Einflüssen der Hippie-Bewegung
Die Feira Hippie wurde 1968 erstmals durch die Anhänger der Hippiebewegung im Zentrum Rio de Janeiros gegründet. Ihr offizieller Name lautet "Feira de Artezanato de Ipanema", was übersetzt "Messe der Handarbeiten und Künste Ipanema" heißt.
Der Ursprungsgedanke dieses Hippiemarktes bestand darin, sich dem Werbe- und daraus resultierendem Massenkonsum zu entziehen. Rios Hippies suchten also einen Platz, um ihre handgefertigten Waren zu günstigen Preisen abseits der Konsumgesellschaft unter das Volk zu bringen. In der westafrikanischen Sprache Wolof bedeutet "hipi" übersetzt "die Augen öffnen". Den Anhängern der Hippiebewegung, welche in den 60er und 70er Jahren von den USA in nahezu alle Teile der Erde ausströmten, war es also ein Anliegen, zum natürlichen Leben zurückzukehren und sich auf die wirklich wichtigen Dinge zu konzentrieren - freier Zugang zu Bildung, Gütern, Liebe und Gesellschaft. So war das Bild der Hippie-Weltanschauung geprägt. Bis heute hält dieser Grundgedanke der Feira Hippie an. Auch wenn man dort heutzutage keine Hippies mehr antrifft, steht dieser Markt in Ipanema mit all seinen Angeboten noch immer im Schein der "Blumenkinder".
Die Welt trifft Rio
Ein Sammelsurium an brasilianischer Handwerkskunst
Wer auf der Suche nach authentischen, brasilianischen Souvenirs und Mitbringseln für die Heimat ist, findet in der Feira Hippie eine Verbündete. Das Bild dieses Hippiemarktes wird von ca. 700 Marktständen geprägt. Sie bieten alles an, was das Touristen- und Weltenbummlerherz begehrt. Wer z.B. auf der Suche nach zeitgenössischer, lateinamerikanischer Kunst ist, findet auf dem Markt die einflussreichsten Künstler und Maler Rios. Neben Öl- und Aquarellbildern, bieten die Händler handbemalte Hippie T-Shirts oder Möbelstücke aus Holz oder Stein an - natürlich in den lebensbejahenden Farben, welche den brasilianischen Lebensstil für uns Europäer so außergewöhnlich und temperamentvoll machen.
Neben Taschen, Lederhosen und -jacken, Capoeira-Hosen, Gürteln, Ringen, Ketten und Ohrringen, Schalen, Bechern und Dosen aus Keramik, Tüchern und Decken und typisch brasilianischen Musikinstrumenten, wie die Kalimba und die Maraca, kann der Besucher z.B. auch handgemachte Ledersandalen zu günstigen Preisen erwerben. Sie sind wohl eines der wichtigsten Überbleibsel der hippie-geprägten Ansicht der Feira Hippie. Noch heute verbindet man seine Gründer der Hippiebewegung mit dieser Schuhbekleidung.
Neben authentischer Volks- und zeitgenössischer Kunst kann der Besucher zudem in die kulinarischen Welten Rios und Brasiliens eintauchen. Unzählige Stände bieten hierzu landestypische Gerichte und Süßspeisen zu kleinen Preisen an. Der Hippiemarkt Feira Hippie ist somit der Allrounder für brasilianischen Lifestyle. Fragt man einen Cariocas, was unbedingt auf dem Speiseplan eines Besuchers der Feira Hippie stehen sollte, so bekommt man in nahezu allen Fällen eine Antwort: Acarajé. Die sogenannten "Feuerbällchen" haben ihren Ursprung in Westafrika und werden aus geschälten und gemahlenen Augenbohnen gemacht, mit getrockneten Shrimps gemischt und in heißem Palmöl frittiert. Probieren lohnt sich, denn gleichzeitig kann man somit die traditionelle brasilianische Küche erleben.
Die Feira Hippie ist wohl der beste Ort Rios, um brasilianische Kultur zu entdecken und ihre vielen farbenfrohen Facetten kennenzulernen. Obwohl dieser Markt nicht mit einem Flohmarkt verwechselt werden sollte, bietet er trotzdem die Chance, ein kleines Verhandlungsgespräch mit den einheimischen Verkäufern zu führen. Mit etwas Glück kann der Besucher zum Teil bis zu zwei Drittel des ursprünglich geforderten Preises für seine Mitbringsel einsparen.
Ipanema pulsiert
Ein Stadtteil der sich zum Szeneviertel mausert
Rio de Janeiro ist aus unseren Augen betrachtet wohl eine der bekanntesten Städte der Gegensätze. Während man rund um die Stadt mit geführten Favela-Touren das Leben der Armenviertel erkunden kann, pulsiert an den Stränden Rios das kosmopolitische, fröhliche Leben. Einer dieser Strände, welcher die weltberühmte Copacabana langsam etwas in den Schatten stellt, ist der von Ipanema. In der Sprache der Indianer bedeutet "Ipanema" soviel wie "Gefährliches Wasser", welches dem Strand wohl seinem Beinamen "Wilder Strand" verliehen hat. Am Strand von Ipanema tobt das Leben. Wer totale Ruhe sucht, ist gewiss an anderen Orten Rios besser aufgehoben. Genauso wie auf dem Hippiemarkt treffen sich hier die Einwohner Rios und vermischen sich mit den Touristen und Reisenden.
Der direkt angrenzende, gleichnamige Stadtteil Ipanema gehört zur Upperclass der Stadt. Er bietet zahlreiche Luxushotels und Restaurants, Bars und Kneipen, in denen die Nachtschwärmer Rios voll und ganz auf ihre Kosten kommen. Der Mix aus Strand und Stadtviertel ist bisher einzigartig. Der Stadtteil Ipanema erlangte durch Frank Sinatras Song "The girl from Ipanema" weltweite Berühmtheit.
Den Hippiemarkt findet man im Praça General Osório, ein Park zwischen den Straßen Rua Prudente de Morais und Rua Visconde de Pirajá. Sie bilden die erste und die zweite Straße, die parallel zum Strand von Ipanema verlaufen. Für seine Besucher hält er die Türen jeden Sonntag von 9 - 18 Uhr offen - die Wetterlage spielt dabei keine Rolle. Hat man den Bummel auf der "Feira Hippie" beendet, kann man am angrenzenden Strand bei einer eiskalten Caipirinha den Sonntag, in der Sonne liegend, vollenden...